Nußdorf am Attersee ‒ Die Historie

Autor: Friedrich Oberleitner, eh. Oberschulrat Nußdorf am Attersee

Die erste Besiedelung des Atterseeraumes erfolgte in der Jungsteinzeit vor ca. 6.000 Jahren. Damals lebten die Menschen als Sammler, Jäger und Fischer ‒ später auch als Viehzüchter und Ackerbauer ‒ in ihren Pfahlbauhütten an den seichten Buchten am Westufer des Attersees.
Vor ca. 3.000 Jahren drangen die Kelten in unsere Bergtäler ein und siedelten sich auf Bergkuppen an. Die Reste einer solchen prähistorischen Siedlung hat man im Jahre 1974 am Buchberg bei Attersee entdeckt und wissenschaftlich erforscht.

Aus der Römerzeit wurden bisher in Nußdorf keine Spuren gefunden, obwohl die Heerstraße vom Römerlager Lauriacum (Enns) am Nordufer des Attersees vorbeiführte.

Nach den Stürmen der Völkerwanderung erfolgte von Bayern her die Neubesiedelung des fast menschenleeren Gebietes. 1958 wurde beim Bauernhof Gruber in Nußdorf das vollständige Skelett einer 40jährigen Frau aus der Zeit der bayrischen Landnahme gefunden. Dieses Skelett ist jetzt im oberösterreichischen Landesmuseum in Linz aufbewahrt.

Erstmals wird die Hofmarch Nußdorf in einer Agilolfingischen Schenkungsurkunde aus 6. Jahrhundert an das Rupertinische Nonnenkloster in Salzburg genannt. Von dort kam der Besitz an das Nonnenstift Traunkirchen, dem die Nußdorfer bis zum Jahre 1572 Abgaben zu leisten hatten. Marktrechte, welche der seit uralten Zeiten besaß, hat Kaiser Ferdinand II im Jahre 1628 ausdrücklich bestätigt. Nach der Aufhebung des Klosters Traunkirchen scheinen verschiedene Eigentümer auf:

1573-1592 die Äbte von Kremsmünster und Wilhering
1614-1620 Melchior Khlesel, Bischof von Wiener Neustadt
bis 1773 der Jesuitenorden,

welcher aber nur das Verleihungsrecht der Pfarre inne hatte. Eine Erweiterung erfuhr Nußdorf 1775, als Fürstbischof Firmian von Salzburg die Ortschaften Zell, Parschallen und Limberg von Abtsdorf ablöste und Nußdorf einverleibte.

Verlässliche Angaben über den ersten Kirchenbau können nicht gemacht werden, da beim großen Brand im Jahre 1857, dem beinahe der ganze Ort zum Opfer fiel, alle Unterlagen vernichtet wurden. Das Presbyterium der Kirche stammt noch aus der gotischen Bauperiode; das Kirchenschiff wurde erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts dazu gebaut. Das Marienbild auf dem linken Seitenaltar ist ein Portrait von Frau Adler, der Frau des späteren Sozialistenführers Dr. Viktor Adler. Kirchenpatron: Mauritius, römischer Legionskommandant, starb ca. 280 als Märtyrer in der Schweiz.

Der Schulunterricht wurde in Nußdorf 1775 ‒ vorerst in einer Bauernstube ‒ aufgenommen. Im Jahre 1804 errichtete man das erste Schulhaus, in dem Lehrer Ganslmayr seines Amtes waltete.

Als 1781 das Toleranzpatent, wodurch der Protestantismus geduldet wurde, veröffentlicht wurde, schlossen sich 30 evangelische Familien zu einer Schulgemeinde zusammen und bauten 1789 eine Schule in Zell, die auch von Kindern aus anderen Atterseegemeinden besucht wurde.

Die soziologische Struktur der Gemeinde Nußdorf erfuhr seit ihrem Bestehen keine so einschneidende Veränderung wie in den letzten Jahrzehnten. Aus dem verträumten Bauerndorf, in dem um die Jahrhundertwende nur einzelne vermögende Gäste aus Wien ihre Sommerfrische verbrachten, wurde einer der bekanntesten Fremdenverkehrsorte im äußeren Salzkammergut.

 

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